Schneebälle fliegen im öffentlichen Raum
(von Harald Holstein)
Beim Betreten der Ausstellung fällt die Abwesenheit von "Kunstgegenständen" auf.
Christoph Wank hat die vier Wände der Halle mit hohen, weißen Stellwänden vollständig
verkleidet. Mit hektischen Augen- und Kopfbewegungen sucht man in der leeren Halle nach
gewohnten Bildformaten und Anordnungen. Mit dem Auflaufen dieser Erwartung hat aber der
dezent umgestaltet Raum den Besucher schon fest im Griff. Zwei riesige, blau schimmernde
rechteckige Flächen, die jeweils eine Wand dominieren, ziehen die Aufmerksamkeit als mögliche
Kunstobjekte magisch an. Die Bedeutung dieser Flächen versucht man instinktiv bei einer
Videoinstallation zu finden, die eine dritte Wand einnimmt.
Sie zeigt die langgezogene blaue Fläche, die man gerade mit den Blicken verlassen hatte.
Zu dem Bild erklingt der französische Ohrwurm "Une femme et un homme", der den Betrachter
in einen ganz anderen Raum zu setzen vermag. Nur zu willig folgt man der eingängigen Musik
an das romantische-amouröse Seine-Ufer. Ein Schlag, der genau auf Takt ertönt, reißt den
Hörer aus der ungetrübten Seligkeit der Melodie und holt ihn wieder in den gegenwärtigen
Raum zurück: Das Video zeigt Schneebälle, die auf der blauen Fläche zerbersten und ein
Muster hinterlassen. Der Aufprall des Schnees erzeugt einen donnernden und nachschwingenden
Hall, der sich in einen wahrhaft kosmischen Raum auszudehnen scheint.
Auf den Raum eingelassen
Christoph Wank hat mit wenig Aufwand erreicht, dass der Besucher sich auf das Hier und
Jetzt eines unaufdringlichen und fast nicht gestalteten Raumes einläßt. Auch das Hier und
Jetzt des Außenraumes hat er im Betrachter wachgerufen. Erst durch die hereingebrachten
Schneebälle bringt er den inneren Raum zum Klingen. Seine Installation ist so mit spontaner
und zerbrechlicher als ihre Geschlossenheit vermuten läßt.
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